©2024 Henry Aurich
«September»
Im altrömischen Kalender war dieser Monat der siebente des Jahres (.lat. septem — sieben), was die Herkunft seines Namens erklärt. Neben dem deutschen Namen „Scheiding", der auf den scheidenden Sommer Bezug nimmt, steht analog der von Karl dem Großen eingeführte Name „Herbstmonat". Der September ist der Mai des Herbstes. Haben die Monate Juli und August gehalten, was man normalerweise von Ihnen erwartet, nämlich schönes Sommerwetter mit vielen heißen Tagen, so dürfte mit Eintritt des Monats September überall die Getreideernte abgeschlossen und die Brotfrucht unter Dach und Fach sein. Ebenso verhält es sich mit einem Teil der Obsternte, und die sommerliche Gemüseschwemme hat zu dieser Zeit ihren Höhepunkt erreicht: Wer jetzt nicht will kaufen, muß im Frühjahr hinter dem Bauer herlaufen. Noch steht aber vieles aus, was seiner endgültigen Reife, Ernte und Verarbeitung harrt. So stehen auch allen in der Landwirtschaft Tätigen noch eine ganze Reihe heißer Arbeitswochen bevor, zumal ja auch nach Räumung der Getreidefelder die Bestellung mit neuer Wintersaat angele laufen ist. Im September schwitzen, im Dezember sitzen. Es ist auch nicht mehr zu übersehen: Der Herbst hält seinen Einzug. Wenn es auch bis zum Eintritt in den astronomischen Herbst, der mit der Tagundnachtgleiche am 23. September beginnt, noch ein wenig dauert, und auch das Reifen der Roßkastanie, das den phänologischen Herbst ankündigt, noch etwas aufsich warten läßt, so hat doch der meteorologische Herbst schon seinen Anfang genommen. Diesem Tatbestand tragen auch die Bauernregeln des Septembers Rechnung. Obwohl die Ernteaussichten des laufenden Jahres noch nicht völlig aus dem Gesichtskreis verschwinden, wird doch bereits in hohem Maße auf die Neubestellung der Felder orientier! und die Wetterverhältnisse des Septembers in ihren Auswirkungen auf das Gedeihen der Wintersaaten deutlich gemacht. Mit dem Ende der Sommermonate ist auch kein wesentlicher Einfluß mehr auf Ertrag und Qualität des noch ausstehenden Erntegutes zu erwarten: Nie hat's der September zu. bessern vermocht, was ein ungünstiger August nicht gekocht. Was Juli und August am Wein nicht vermocht, das wird vom September nicht gargekocht. Es heißt also, sich mit den Ergebnissen des Erntejahres abzufinden und alles Gewachsene verlustlos zu bergen. Eigentümlicherweise finden wir das Jahr über nur sehr wenige Bauernregeln, die auf Gedeih oder Verderb der in unseren Landen als Volksnahrungsmittel so bedeutsamen Kartoffel Bezug nehmen. Das hat zweifellos seine Ursache darin, daß die meisten dieser Regeln zu Zeiten entstanden, da die Kartoffel noch nicht zu den landwirtschaftlichen Kulturpflanzen zählte. Doch im September erhalten wir zwei Hinweise: Wenn die Ebereschen viel Früchte tragen, sind die Kartoffeln auch gut geraten. Viel Korn - wenig Kartoffeln. Natürlich wird der nun näherrückenden Weinernte noch große und berechtigte Aufmerksamkeit gewidmet. Wenn die Flüsse klein, gibt es guten Wein. An Septemberregen ist dem Bauer viel gelegen; wenn er aber den Winzer trifft, ist er bald so schlecht als Gift. Septemberregen, dem Bauer gelegen; dem Weinberg Gift, auf den er trifft. Regnet es viel in Hopfen und Trauben, wird es Bier und Wein berauben. Ein Herbst, der warm und klar, ist gut für's nächste Jahr. Septemberregen kommt der Saat gelegen. Eigentlich ist jetzt die Jahreszeit überschritten, in der Gewitter als normal und üblich verstanden werden. Treten sie dennoch in Erscheinung, legt man ihnen auch erhöhte Bedeutung bei: Wenn im September noch Donnerwetter aufsteigen, so soll's ein fruchtbar' Jahr anzeigen. Stellt im September sich Donner ein, wird's nächste Jahr reich an Getreide sein. Wenn im Septemer Donner und Blitz dir dräu 'n, magst nächstes Jahr an Obst und Wein dichfreu'n. Donnert's im September, so soll's im nächsten Jahr viel Obst, Hopfen und Getreide geben. Septemberdonner prophezeit vielen Schnee zur Weihnachtszeit. Nach Septembergewittern ^ wird man im Hornung (Februar) vor Kälte erzittern. Herbstgewitter bringen Schnee doch dem nächsten Jahr kein Weh. Wenn der September noch donnern kann, setzen die Bäume viel Blüten an. Gewitter in der zweiten Hälfte des Septembers bringen starke Winde. Neben diesen Prognosen auf längere Sicht, rücken natürlich jetzt die Aussichten für Herbst und Winter in den Vordergrund. Die Vorzeichen dafür sind mannigfaltig: Der Hopfenblüte starkwürziger Duft verkündet trock'ne, warme Luft. Fällt das Laub zu bald, wird der Herbst nicht alt. Auf einen heiteren und warmen September folgt gem. ein trüber und rauher Oktober. September warm, Oktober kalt. Auf warmen Herbst folgt meist ein langer Winter. Viel Nebel im Herbst, viel Schnee im Winter. An schönem Herbst und gelindem Winter glaub', werden die Bäume schon im September entlaubt; doch bleibt das Laub bis zum November hinein, wird strenger Winter, kein kurzer, sein. Sitzen die Birnen fest am Stiel, bringt der Winter Kälte viel. Reift die Roßkastanie früh, gibt es einen milden Winter; reift sie spät, folgt ein strenger Winter. Reiche Hopfenernte - strenger Winter. Viel Eicheln im September, viel Schnee im Dezember. Wenn die Eichen viel Fruchte tragen, wird ein langer Winter tagen. Wenn Buchenfrüchte geraten wohl, Nuß- und Eichbäume hängen voll, so folgt ein kalter Winter drauf und fällt der Schnee in großem Hauf. Natürlich nehmen auch im Monat September die termingebundenen Aussagen, die Lostage, den ihnen in den Bauernregeln nun einmal gebührenden Raum ein, und ohne vorausgreifen zu wollen: Es sind vor allem der l. und der 29. September, um die sich die meisten dieser Sprüche ranken. Auf den l. September fallen die Jahrestage „St. Ägidius", „Zwölf  Brüder" und „St. Verena", und alle diese, insgesamt also vierzehn ;in di.-Zahl, geben übereinstimmend bekannt, daß das Wetter ihres Jahrestages maßgeblich das Wetter der nächsten Wochen bestimmt. So heilst es also: Ist's an Ägidi hübsch rein, wird's oft den ganzen Monat schön sein; späte Rosen im Garten, schöner Herbst, und der Winter läßt warten. Ist's an Ägidius schön, so wird der Herbst als gut besteh 'n. Gib auf Ägidi-Tag wohl acht, er sagt dir, was der Monat macht. Wie St. Ägidi-Tag, so der ganze Monat mag. Ist Ägidi ein schöner heller Tag, ich dir einen schönen Herbst ansag'. Wie das Wetter an Ägidi, so bleibt es vier Wochen lang. Wie zu Ägidi aas Wetter ist, so bleibt es 40 Tage Frist. Ägidius macht den Herbst. Sind die Zwölf Briider schön, so wird man 40 schöne Tage seh'n. Kommt Vreneli mit dem Kruglein an, so zeigt einen nassen Herbst dies an. Mit demselben Wetter der Hirsch am. Ägidi-Tag in die Brunst tritt, soll er nach vier Wochen wieder heraustreten; tritt er etwas langsam in die Brunst, so soll es ein Zeichen sein, daß es langsamer Winter werden will. Zu überprüfen wäre jetzt: Wie im September tritt der Neumond ein, so wird das Wetter den Herbst durch sein. Der September entspricht dem März, wie der Juni dem Dezember. Auch haben wir Gelegenheit, die Voraussagen an Makarius (2. Januar) und am Himmelfahrtstag auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu kontrollieren. Die Wetterprognose an Ägidius wird ergänzt durch jetzt anliegende Bestellarbeiten: Wenn St. Ägidius bläst in's Hörn, so heißt es, Bauer, säe dein Korn. Wenn Ägidius guckt nach vorn, Bauer mach' und säe Körn. Wer Korn schon um Ägidi sät, im nächsten Jahr viel Frucht abmäht. An den Gedenktagen „Maria Geburt" (8. September) und St. Gorgon (9. September) gehen uns neben ähnlichen, auch einige weiterführende Informationen zu: Maria gebor'n, Bauer, säe dein Korn. Wie sich 's Wetter zu Maria-Geburt tut verhalten, so soll sich 's weiter vier Wochen gestalten. Mariä-Geburt ziehen die Schwalben furt. Treffen die Strichvögel (Zugvögel) zeitig ein, wirdfnih und streng der Winter sein. Ziehen um Maria-Geburt die Schwalben noch nicht furt, so wollen sie seh 'n, wie die Blumen, im Weinmonat steh'n. Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange. An Mariä-Geburt ziehen die Schwalben fort und die Gewitter an ihren Ort. Ist es an St. Gorgon schön, wird man's 40 Tage seh 'n. Die nächsten Hinweise erfahren wir an den beiden letzten Tagen vor Eintritt der Tagundnachtgleiche. Das Wetter des ersteren, des Jahrestages St. Matthäus (21. September), gibt uns noch einmal einen Fingerzeig auf die zu erwartende Güte des Weins aus den diesjährigen Trauben: Matthäi-Wetter hell und klar, bringt guten Wein im nächsten Jahr. Wenn Matthäus weint statt lacht, er aus dem Wein oft Essig macht. Matthäus mit viel Wasser ist guten Weines Hasser. Hat Matthäus schön' Wetter im Haus, so hält es noch vier Wochen aus. Wie 's Matthäus treibt, so es vier Wochen bleibt. Wenig erfreuliche Prognosen stehen mit den Jahrestagen St. Mauritius (22. September) und St. Kleophas (25. September) ins Haus: Ist St. Moritz hell und klar, I' stürmt der Winter, das ist wahr. Wenn an Mauritius das Wetter klar, toben viele Stürme im nächsten Jahr. Regnet's und nebelt's an Kleophas, wird der ganze Winter naß. Bis jetzt war es noch möglich, die Arbeiten in Haus und Stall bei Tageslicht abzuschließen. Nun sind die Tage kürzer geworden, es muß wieder Licht gebrannt werden: Cosmas und Damian (27. September) zünden die Lichter an. Wie oben erwähnt, ist St. Michael (29. September) einer der Kalenderheiligen im September, dessen Jahrestag zu besonders umfassenden Aussagen Anlaß gibt. Saat und Ernte sowie das Wettergeschehen bis hinein ins nächste Jahr sind davon betroffen: Ist die Nacht vor Michaeli recht hell, kommt ein Winter kalt zur Stell'. Regnet's am Michaelis-Tag, folgt ein milder Winter nach. Bringt St. Michel Regen, so kann man im Winter den Pelz ablegen. Regnet's an Michaeli ohne Gewitter, so folgt ein milder Winter; ist es aber an diesem und am Gallustag (.16. Oktober) trocken, so darf man auf ein gutes und trockenes Frühjahr hoffen. Wenn Michael der Wind von Norden und Osten weht, ein kalter Winter zu erwarten steht. Michael mit Nord und Ost, deutet auf einen starken Frost. Donner um Michaeli bedeuten große Winde. Fallen die Eicheln vor Michaelis ab, so kommt der Winter früh. Wenn Michael uns viel Eicheln bringt, Weihnacht die Felder mit Schnee dann düngt. Viel Eicheln um Michaeli, viel Schnee zu Weihnachten. Sind Zugvögel zu Michaelis noch hier, lind' Wetter noch lange künden sie dir. Sind Zugvögel nach Michaelis noch hier, so haben bis Weihnacht' lind' Wetter wir. Wenn die Zugvögel nicht ziehen vor Michaeli, wird es nicht Winter vor Weihnachten. So viel Reif und Schnee vor Michaelis, so viel im nächsten Jahr nach Walpurgis (30. April). So viel Fröste vor Michaeli, so viel nach Philippi undjakobi (l. Mai). Acht Tage vor und nach Michaelis ist die beste Kornsaat. Um Michaelis, in der Tat, gedeih 't die beste Wintersaat. Wird Michael gesät, ist's nicht zu früh und nicht zu spät. Wer um Michaelis bestellt die Wintersaat, eine reiche Ernte zu hoffen hat. St. Michelswein - Herrenwein, St. Galluswein - Bauemwein. Wenn es auch nicht der nach obiger Aussage bevorzugte Michelswein, sondern der um St. Gallus geerntete (l6. Oktober) sein sollte, der uns im nächsten Jahr zur Verkostung gereicht wird, können wir doch ungeachtet dessen eines gewiß sein: Oktobersaft macht Bruderschaft.
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