Deutschlands Krise befeuert Zuwanderung in die Schweiz
BERLIN Die deutsche Wirtschaftsschieflage hinterlässt auch in der Schweiz ihre Spuren. Wenn es dem großen Nachbarland schlecht geht, spürt das auch die Schweiz: Hartes Brot für Exportfirmen
Die Inflation und die schlechte Konsumentenstimmung in Deutschland senkten die Nachfrage nach Schweizer Konsumgütern, sagt Philipp Kronenberg von der Konjunkturforschungsstelle der ETH
Zürich (KOF). Die Exporte gingen im Jahr 2023 gemäß Bundesamt für Statistik um 2,4 Prozent zurück, die Importe um 12,3 Prozent.
Zuwanderung nimmt zu
2022 gab es mehr als 317000 Deutsche in der
Schweiz. Die Zuwanderung aus Deutschland dürfte hoch bleiben,
sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef von
Raiffeisen Schweiz. Das habe den Vorteil, dass der
Fachkräftemangel in der Schweiz sinke. Die
Zuwanderung habe der Schweiz geholfen, dass es in den letzten
15 Jahren keine Rezessionen mehr gegeben habe, sagt
Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann von der Uni Zürich.
Aber: «Es wandern nicht nur gesuchte Fachkräfte
ein.»
Jobs und Löhne stagnieren
Die schwächere Auslandsnachfrage wirke sich auch
negativ auf die Produktion und Beschäftigung in der Schweiz aus, sagt
KOF-Ökonom Kronenberg. Der Stellenaufbau habe
bereits an Fahrt verloren. Zudem seien die Reallöhne im letzten Jahr
kaum gewachsen.
Grenzshoppen wird billiger
Einkaufen in Deutschland könnte günstiger werden, so
Kronenberg. Denn der Euro leide unter der schwachen Wirtschaft.
Zudem könnte sich die Europäische Zentralbank dazu
veranlasst sehen, früher als bisher geplant mit Zinssenkungen zu
beginnen, was den Euro weiter schwächen würde.
ÖV, Mieten und Immobilien
«Die 10-Millionen-Schweiz ist nun absehbar, das wird
zur Herausforderung», sagt Raiffeisen-Experte Geissbühler. Es werde
zu wenig gebaut, um die Zuwanderung kompensieren zu
können. Deshalb dürften Immobilienpreise und Mieten weiter steigen.
FABIAN PÖSCHL
Unterwegs am Titisee
tz
Die große Frank Schöbel Jubiläumsshow
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«Schweiz braucht neue Abkommen»
BERN Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Die Techindustrie etwa liefert einen Viertel ihrer Exporte gen Norden. «Die Rezession in Deutschland schwappt so direkt in die Schweiz
über», sagt Jean-Philippe Kohl vom Branchenverband Swissmem. Die Forderung vom Bund: neue Freihandelsabkommen. «Sie muss durch verbesserte Rahmenbedingungen die Nachteile kompensieren, damit
Unternehmen auf dem teuren Schweizer Arbeitsplatz noch produzieren können», sagt auch Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch. Es brauche nun zusätzlich zur Sicherung des bilateralen Wegs neue und
bessere Freihandelsverträge, etwa mit China, Indien, Japan, Brasilien und auch den USA. FPO
Ist Deutschland das neue Italien?
BERLIN «Nachdem Länder wie Griechenland oder Italien lange in der Krise waren,
könnte man zugespitzt sagen, dass Deutschland mittlerweile das neue Italien ist», sagt
Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz. Die Krise Deutschlands hat
massive Auswirkungen auf die EU. Seit dem Austritt Großbritanniens aus dem
Staatenverbund ist Deutschland gemeinsam mit Frankreich die mit Abstand wichtigste
Kraft im Wirtschaftsraum. Deutschland zahlt fast 20 Milliarden Franken in die EU ein –
doppelt so viel wie Frankreich und fünfmal so viel wie Italien. Kann sich die EU das
leisten? «Für die EU wird es eine enorme Herausforderung», sagt Geissbühler. Er rechnet
mit politischen Spannungen. Nachdem die EU seit der Corona-Pandemie und dem
Ukraine-Krieg zusammengerückt sei, könnten die Differenzen jetzt wieder zunehmen.
Zum Bruch der EU oder der Trennung von einzelnen Ländern komme es aber wohl nicht.
Für die Menschen in der EU bedeute das, dass sie sich nicht mehr so viel leisten könnten
und abhängiger von anderen Regionen würden. Eine lang andauernde wirtschaftliche
Schwäche Deutschlands könnte die finanzielle und politische Stabilität der EU belasten,
sagt auch Philipp Kronenberg von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich
(KOF). Allerdings sei die Lage Deutschlands noch nicht so schlimm wie einst in Italien
oder Griechenland. In diesen Ländern habe es eine hohe Arbeitslosigkeit und
Staatsverschuldung gegeben, wovon Deutschland derzeit noch weit entfernt sei.
FPO
Ist Deutschland das neue Italien?
BERLIN «Nachdem Länder wie Griechenland oder Italien lange in der Krise waren, könnte man zugespitzt sagen, dass Deutschland mittlerweile das neue Italien ist», sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz. Die Krise
Deutschlands hat massive Auswirkungen auf die EU. Seit dem Austritt Großbritanniens aus dem Staatenverbund ist Deutschland gemeinsam mit Frankreich die mit Abstand wichtigste Kraft im Wirtschaftsraum. Deutschland zahlt fast 20
Milliarden Franken in die EU ein – doppelt so viel wie Frankreich und fünfmal so viel wie Italien. Kann sich die EU das leisten? «Für die EU wird es eine enorme Herausforderung», sagt Geissbühler. Er rechnet mit politischen Spannungen.
Nachdem die EU seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg zusammengerückt sei, könnten die Differenzen jetzt wieder zunehmen. Zum Bruch der EU oder der Trennung von einzelnen Ländern komme es aber wohl nicht.
Für die Menschen in der EU bedeute das, dass sie sich nicht mehr so viel leisten könnten und abhängiger von anderen Regionen würden. Eine lang andauernde wirtschaftliche Schwäche Deutschlands könnte die finanzielle und politische Stabilität
der EU belasten, sagt auch Philipp Kronenberg von der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF). Allerdings sei die Lage Deutschlands noch nicht so schlimm wie einst in Italien oder Griechenland. In diesen Ländern habe es eine hohe
Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung gegeben, wovon Deutschland derzeit noch weit entfernt sei.
FPO
Deutschland in der Krise: Wer ist eigentlich schuld am Schlamassel?
BERLIN
Für den Niedergang in Deutschland sehen manche Angela Merkel und den Euroverantwortlich. Laut Matthias Geissbühler, Anlagechef
von Raiffeisen Schweiz, begannen die Probleme schon bei der Einführung des Euro zur Jahrtausendwende: «Wegen der starken
deutschen Mark hatte das Land einen ähnlichen Nachteil wie die Schweiz mit dem Franken.
Die Industrie musste besonders Effizient sein, umweltweit erfolgreich zu sein.» Mit dem Euro habe es plötzlich ein eschwache
Währung gegeben und Firmen hätten sich nicht mehr groß an strengen müssen, um die Position aufrecht zu erhalten. «Sie wurden träge.
Die Wettbewerbsfähigkeit ging kontinuierlich zurück, und das rächt sich jetzt», sagt Geissbühler. Dazu seien kurzfristige Aspekte
gekommen. Der Entscheid der Regierung Merkel zum Ausstieg aus der Atomenergie, die grüne Energiewende und die Abkehr von
russischem Öl und Gas hätten dazu geführt, dass die Industrie billige Energie durchteurere ersetzen musste. Zudem sei Deutschland
beim Verbot für Verbrenner-Motoren vorgeprescht. «Das ist der perfekte Sturm und schadet Deutschland enorm. Es bedingt
Milliardeninvestitionen und geht zulasten des Gewinns. Das alles führt zur Abwanderung der Industrie», sagt Geissbühler. Weiteren
Schaden habe die Zinswende der Europäischen Zentralbank gebracht. Die steigenden Zinsen hätten den Immobilienmarktstarkgetroffen.
Zu dem könne die Regierung die Konjunktur nicht durchmehr Staatsausgaben ankurbeln, weil sie laut Verfassung die Schuldenbremse
einhalten muss.
Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann von der Uni Zürich kritisiert, dass Deutschland die Infrastrukturvernachlässigt und die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschlechtert habe: «Die großen Firmen gehen und die KMU fahren ihre Investitionen zurück.
»Immerhin brechen uns die Lethargie auf:«Jetzt passiert endlich was, alles kommt auf den Tisch und es wird diskutiert, das ist ein gutes
Zeichen.»
FABIANPÖSCHL
Das kann Deutschland tun
BERLIN Was tun in der Krise? Abwarten! Ein wesentlicher Grund für die aktuelle konjunkturelle Schwächeseien die Belastungen durch die gestiegenen Preise, sagt Torsten Schmidt,
Konjunkturchef des RWI–Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung.
«Für dieses Jahr zeichnet sich jedoch durch höhere Lohnabschlüsse ein Anstieg der verfügbaren Einkommen ab. Da durch dürfte sich der private Konsumallmählicher holen. »Sollten
dann wie erwartet die Zinsen wieder sinken, dürften auch die Investitionen wieder aus geweitet werden.
Einige Produktionszweige dürften wegen der hohen Energiepreis ein Deutschland aber nicht mehr rentabel sein. Weitere Firmen werden deshalb wohl ihre Produktion ins Auslandverlagern. «Bedeutend ist aber, dass dies nur
ein kleiner Teil der Industrie ist»,
so Schmidt. Statt durch Subventionen unprofitable Produktion in Deutschland zu halten, solle man sich auf die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie jene zur VermeidungvonCO2-Emissionen bei der Produktion
Sensation im Formel-1-Zirkus: Der 7-fache Weltmeister Lewis Hamilton (39) wechselt auf 2025 zur Scuderia.
MARANELLO Es kommt zu einem Sensationswechsel in der Königsklasse des Motorsports.
Formel-1-Rekordweltmeister Lewis Hamilton (39) wechselt von Mercedes zu Ferrari – allerdings erst auf die Saison 2025. Das bestätigten
gestern die beiden Rennställe wie auch Hamilton selbst. «Ich hatte unglaubliche elf Jahre mit diesem Team und ich bin so stolz auf das, was wir
gemeinsam erreicht haben. Mercedes ist ein Teil meines Lebens, seit ich 13 Jahre alt bin. Die Entscheidung, Mercedes zu verlassen, war eine der
schwersten, die ich je treffen musste», so Hamilton. Er freue sich aber auch, eine neue Herausforderung anzunehmen, und versichert, dass er in
seiner letzten Mercedes-Saison 100 Prozent geben werde.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff weiß gemäß Medienberichten erst seit Mittwochabend über den Abgang Bescheid. Gestern Nachmittag
informierte er das Team. «Wir akzeptieren die Entscheidung von Lewis, eine neue Herausforderung zu suchen», erklärte Wolff. Was die Team-
Fahrer-Beziehung angehe, sei die Paarung mit Hamilton die erfolgreichste, die der Sport je gesehen habe.
Es wird heftig spekuliert, was den siebenfachen Weltmeister zum Wechsel bewegt hat. Wie RacingNews365» berichtet, ist der Abgang von Loïc
Serra, bisher Hauptverantwortlicher für das Fahrzeug von Mercedes, einer der Hauptgründe für Hamiltons Abgang. Auch Serra schließt sich
Ferrari an. Der 51-Jährige ist seit elf Jahren im Hamilton-Team, zusammen gewannen sie sechs WM-Titel. Ab 2025 wird der Franzose die
Geschicke bei Ferrari leiten.
Mercedes hatte erst im August die Verträge mit Hamilton und Teamkollege George Russell bis Ende 2025 verlängert. Hamilton hatte aber eine
Ausstiegsoption, die er nun für Ferrari zog.
TOBIAS WEDErMANN/ DOMINIK MANI
Wucherpreise für Klopp-Abschied
LIVERPOOL Am 19. Mai empfängt der FC Liverpool am letzten Spieltag
der Premier League die Wolverhampton Wanderers an der Anfield Road und könnte dabei
erstmals seit 2020 den Meistertitel holen.
Gleichzeitig avanciert das Spiel zur großen Abschiedssause von Jürgen
Klopp, was die Ticketpreise in astronomische Höhen schraubt. Gemäß «The Mirror» werden
für das Spiel auf Schwarzmarktseiten vereinzelte Haupttribünentickets für
bis zu 19700 Euro angeboten. Inklusive Mehrwertsteuer und weiterer Servicegebühren
müsste man für den Klopp-Abschied sogar knapp 27 000 Franken berappen.
Bei den Tickets handle es sich um Plätze unmittelbar hinter der Liverpooler Trainerbank. Der
Normalpreis für jene Billetts beläuft sich auf 65 Euro. Das
Schwarzmarktangebot ist also knapp das 408-fache des Originalpreises.
Will man sich das Spiel auf etwas schlechteren Plätzen anschauen, gibt es bei vielen Portalen Tickets, die viel günstiger, aber weit über dem Originalpreis sind. Ab rund 1600 Euro kriegt man dort in
der günstigsten Preiskategorie ein Ticket für die Partie. FLO